Die Katze unterm Zwetschgenbaum ist nicht gerade der Fuchs im Weinberg, dennoch erinnerte sie mich an den erst kürzlich erworbenen Muskat Ottonel von Friedrich Becker, respektive dessen Etikett.
Muskat Ottonel wird oft mit Muskateller gleichgesetzt, hat aber damit nichts zu tun. Die Sorte ist nicht einmal mit Muskateller verwandt, sondern eine Kreuzung von Gutedel (Chasselas) und der Sorte Ingram‘s Muscat. Weine von Muskat Ottonel kannte ich lange nur als würzige, eher milde Weine, bis ich eines Tags den trockenen Muskat Ottonel 2013 von Lichtenberger & González verkostete. Das war ein ausgezeichneter Wein, sehr floral, sehr trocken und aromatisch, äußerst straff mit extremen Spannungsbogen. Bisher hatte ich zudem nur österreichische Süßweine von Muskat Ottonel getrunken (beispielsweise von Kracher Auslese 2018, Zwischen den Seen).
Friedrich Beckers trockene Pinot Noir Weine gefallen mir sehr gut, auch der eine oder andere seiner Weißweine hat schon den Weg auf unseren Tisch gefunden, – kurzum, ich schätze diesen Winzer sehr. Als ich auf den Muskat Ottonel Süßwein von Friedrich Becker stieß und von dessen 76-stündiger Maischestandzeit, dem siebenmonatigem Hefelager, seinem Restzucker von knapp 50 Gramm pro Liter und seiner Säure von 8,5 Gramm pro Liter las, bestellte ich den Wein unverzüglich, – und ich wurde nicht enttäuscht.
Muskat Ottonel 2018, Weingut Friedrich Becker (Verkostet)
In der Nase würzig, krautig, Holunderblüte, zarte Hefe und leicht wachsige Noten. Am Gaumen schlank, mit dezenter Süße, feinem Gerbstoff, Aromen von Muskatellertrauben, Zitrusfrüchten, Zitronenmelisse, etwas Minze, Liebstöckel und Noten frisch gepflückter Mandeln, frische, prägnante, äußerst gut integrierte Säure, sehr schöner langer, runder Abgang, überwiegend von würzig-kräuterigen Noten bestimmt. Ein sehr trinkiger, sehr guter Wein mit Stil.
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