Halbtrockene Rotweine – Discounter vs. Weingut

Halbtrockene Weine trinkt fast keiner! Weit gefehlt, 46% aller deutschen Weintrinker bevorzugen laut einer Umfrage  halbtrockene Weine. Die 35% Trocken-Trinker kaufen allerdings mehr als die Hälfte (53%) des insgesamt konsumierten Weins und sie geben dafür durchschnittlich 3,80 Euro pro 0,75 l-Flasche aus. Die Halbtrocken-Trinker konsumieren nicht nur weniger (36%), sondern sie geben mit rund 3,10 Euro durchschnittlich auch weniger für eine Flasche Wein aus.
Fast 50% der deutsche Weinkonsumenten, also etwa jeder zweite, hat im letzten Jahr Wein bei Aldi gekauft, bei Lidl waren es immerhin auch 40%. Es liegt deshalb nahe, dass auch Liebhaber halbtrockener, preisgünstiger Rotweine darunter sind. Ursprünglich sollten darum auch alle für die Verkostung vorgesehenen Weine bei harten Discountern gekauft werden. Wir fanden es schließlich dann doch interessanter, die Discounter-Weine solchen von bekannten Weingütern gegenüber zu stellen, dass es sich dabei um VDP-Güter handelt war jedoch zufällig.

Bei halbtrockenen Weinen führt die Unterbrechung der Gärung zu einer höheren Menge unvergorenen Zuckers, was sich im Wein durch einen geringeren Alkoholgehalt bemerkbar macht. Gleichzeitig können bei dem Gärstopp einerseits mehr fruchtaromatische Substanzen entstehen, andererseits kann auch der Zucker die Weinaromen verstärken und dies kann sogar dazu beitragen etwaige leichte Unstimmigkeiten im Wein zu kaschieren.
Die verkosteten Weine stammten mit einer Ausnahme aus Deutschland. Die Ausnahme, der Zweigelt, wurde von ungarischen Trauben gekeltert und in Österreich abgefüllt. Alle Weine haben wir, bis oben hin in Alufolie eingeschlagen, blind verkostet.

2015 Trollinger-Lemberger Cuvée 2015, Weingut Jürgen Ellwanger (weine.de 1 l, € 5,80)
In der Nase Kirsche, Mandel, Marzipan, gute Komplexität. Am Gaumen fruchtig mit leichter Restsüße, sehr zarten Bitternoten und präsenten, aber feinen Gerbstoffen sowie einem leicht speckigen Hauch. Wein mit guter Struktur. Sehr ordentlicher Wein.

Trollinger mit Lemberger 2015, Württembergische Weingärtner-Zentralgenossenschaft (Aldi, 1 l € 3,69)
Kaugummiartige Noten und Eisbonbon dominieren die Nase. Letzteres findet sich neben himbeersirupartigen Noten auch im Geschmack, sehr mildes Tannin. Noch passabler Wein, solange man Eisbonbon nicht als Fehlton ansieht. Uns machte der Wein absolut keine Freude.

Spätburgunder 2015, Vertrieb: J.F. Brems GmbH (Lidl, 0,75 l, € 2,29)
Sehr dezente Nase. Zart rotfruchtig im Geschmack, frische Säure, mildes Tannin, ein gerade passabler Wein, der wenig aufweist, was einem in Erinnerung bleiben könnte.

Zweigelt No. 1 2015, Weinkellerei Pannonia GmbH (Lidl, 0,75 l, € 2,69)
Kirschmarmelade, Johannisbeerblatt und kräuterige Noten im Duft. Am Gaumen fruchtig-marmeladig, leicht angebrannte Noten, mittelfeinen, spürbaren Tanninen und frischer Säure. Bereits ordentlicher Wein.

Neuenahrer Spätburgunder 2014, Weingut Adeneuer (weine.de, 0,75 l, € 9,30)
Im Duft Erdbeere und zart röstig. Im Geschmack rotfruchtig mit sehr leichten Röstnoten, sehr gut eingebundener Restsüße und frischer, runder Säure sowie sehr feingliedrigem Tannin. Guter Abgang. Etwas sehr zurückhaltender, ordentlicher Wein.

Fazit: Obwohl es im Portfolio der beiden Discounter sicher Weine guter Qualität gibt, war nur einer der verkosteten Disounter-Weine  ordentlich, also von mittlerer Qualität. Bei den VDP-Weingütern hat uns die Trollinger-Lemberger Cuvée des Weinguts Ellwanger, auch  aufgrund ihres Verhältnisses von Preis und Leistung, gut gefallen.

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