Rund 1500 km trennen das Alpenvorland südlich von München und Jurançon in Frankreich, trotz dieser Entfernung haben beide jedoch eine klimatische Gemeinsamkeit: den Föhn, einen immer wieder aus südlicher Richtung wehenden trockenen warmen Fallwind von den Bergen. In Weinbaugebieten die nördlich am Fuß der Alpen liegen, können so im Herbst die zur Produktion eines Süßweins vorgesehenen Weintrauben am Stock trocknen und rosinieren, wobei sich die Zucker natürlich konzentrieren. Ein bekanntes Beispiel für einen Süßwein, der vom Föhn profitiert, ist ein Flétri aus dem Wallis.
Den Alpen entsprechen in Jurançon die Pyrenäen, der Föhn weht dort im Herbst durchschnittlich jeden dritten Tag, was eine gesunde Reifung der Trauben sehr unterstützt. Der dort am meisten hergestellte Süßwein trägt den Namen Jurançon. Darüber hinaus gibt es auch den süßen Jurançon vendanges tardives und den trockenen Jurançon sec. Der Jurançon vendanges tardives wird aus noch reiferen, spät gelesenen Trauben produziert als der Jurançon und weist einen Restzucker von mehr als 55 Gramm pro Liter auf, wohingegen der Jurançon nur über 40 Gramm pro Liter haben muss.
Die reifen Trauben für den Wein müssen in aufeinander folgenden Erntedurchgängen von Hand geerntet werden. Eine Trocknung der Trauben ist nur im Weinberg am Rebstock erlaubt, andere Trocknungsarten, also beispielsweise nach der Ernte sind nicht erlaubt. Für den süßen als auch den trockenen Jurançon sind Gros Manseng und Petit Manseng die Hauptrebsorten. Die Weine müsssen zu mehr als fünfzig Prozent aus diesen beiden Sorten bestehen, Jurançon vendanges tardives zu 100%. Als zusätzliche Rebsorten sind Camaralet de Lasseube, Courbu Blanc, Petit Courbu und Lauzet erlaubt.
Der verkostete Jurançon Château de Navailles 2013 der Genossenschaft La Cave de Gan wird zu 100 % aus Petit Manseng hergestellt. Der langsame Gärung schließt sich ein mindestens zehnmonatiger Ausbau in Eichenfässern an. Wir haben den Wein zu einem Orangen-Quark (Rezept) genossen, mit dem der Wein ausgezeichnet harmonierte.
Jurançon Château de Navailles 2013, La Cave de Gan (Verkostet)
In der Nase, Apfel, Birne, etwas Quitte und Calvados sowie Fassnoten. Im Mund dazu Citrus, Mandarine, Orange und ganz zart Estragon. Dezente Süße, sehr gut integrierte, fruchtige Säure, eher kühl und schlank, am Gaumen stoffig rund mit leichtem Gerbstoff. Sehr langer Abgang – kräutrig mit medizinalen Noten und etwas Orange. Sehr guter Wein.