„Flüssige Rosinen“: Sherry aus PX oder Moscatel

Innenhof Fernando de Castilla„Wie Sirup! – Flüssige Rosinen! – Unglaublich süß!“ – dieses und ähnliches ist manchmal zu vernehmen, wenn Sherry aus Pedro Ximénez(PX)– oder Moscatel -Trauben verkostet wird. Süß sind diese Sherries auf jeden Fall, muss Moscatel-Sherry doch mindestens 160 g/l Restzucker aufweisen – PX-Sherry sogar mindestens 212 g/l. Einfache, wenig gereifte Exemplare können dann oft zu wenig komplex sein und wirken dann auch „einfach nur süß“.

AnderDon Guido Williams Humberts sieht es dagegen bei gereifteren Exemplaren aus. Diese entwickeln im Laufe der Zeit oft kräftige Noten von Kräutern und Gewürzen, die den Wein nicht nur komplex machen, sondern auch die Süße balancieren.

Die beiden verkosteten PX-Sherries sind mindestens 20 Jahre alt, der Moscatel Toneles ist etwa 80 – 100 Jahre alt. Gemeinsam ist allen dreien, das ihr Restzuckergehalt die geforderten Werte bei weitem übersteigt. Beim Don Guido liegt er knapp bei 400 g/l, während die beiden anderen verkosteten Sherries etwa 450 g/l aufweisen.Der hohe Zuckergehalt rührt dabei nicht nur von der Zuckeranreicherung durch die Trocknung der Trauben her, sondern auch aus der während der Reifung erfolgenden Konzentrierung.

Don Guido Pedro Ximénez V.O.S. Williams & Humbert
Dunkles Braun, in der Nase Espresso, Karamell, Toffee, Dörrfrüchte, im Mund sehr süß, jedoch angenehm durch würzige Noten balanciert, Kaffee, Datteln, Dörrzwetschgen sowie Schokolade, sehr viskös, milde Säure, gute Länge im Abgang, ausgezeichneter Wein.

Moscatel Toneles Valdespino

Pedro Ximénez Antique, Rey Fernando de Castilla
Dunkles schwärzliches Braun, im Duft Feigen, Datteln, Rosinen, Noten dunkler Fleischbouillon und von Tabak, am Gaumen dazu kräutrige, würzige, balsamische Aromen, etwas Pfeffer und Muskatnuss, Toffee, Schokolade und Kaffee, sehr süß, dennoch erfrischend durch eine zitronig-orangige Säure, sehr konzentriert, schöner sehr langer Abgang, ausgezeichneter Wein.

 

Moscatel Toneles, Valdespino
Fast schwarzes dunkles Braun, in der Nase Salbei, Wildkräuter, Karamell, Zimt, Muskat, und leicht medizinische Noten, im Mund sehr konzentriert und dicht, hoch viskös, wieder Salbei, Gewürze, Kräuter,  Lakritz, Süßholz, Mocca, konzentrierter Verjus, dezente Süße, starke aber angenehme Säure, in sich ruhend, äußerst balanciert, von Würzigkeit getragener unendlich lang scheinender Abgang, ein hervorragender Wein, für mich ein einzigartiges Genusserlebnis.

Meine Empfehlung: Zu Vanilleeis, dunkler Schokolade oder pur – ein Hochgenuss.

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