Bisher habe ich es noch nicht geschafft, in die Cinque Terre zu fahren, um die berühmten, an der steilen Küste mit hohen Trockensteinmauern geschaffenen, oft schwindelerregenden Weinterrassen der Region zu erleben. Hauptsächlich liegt das daran, dass der 12 km lange, nördlich von La Spezia gelegene Küstenstreifen der ligurischen Riviera fast chronisch überlaufen ist. Die Tatsache, dass die Cinque Terre zum Weltkulturerbe zählen und in Gänze Nationalpark ist, macht es nicht einfacher einen Termin zu finden, an dem Unterkünfte und Restaurants und vor allem auch Weingüter gut zugänglich beziehungsweise erreichbar sind.
Auf den rund 100 Hektar Rebfläche der Cinque Terre wachsen überwiegend die weißen Rebsorten Bosco, Albarola und Vermentino, aus denen alle DOC-Weine der Cinque Terre zu mindestens 80% bestehen müssen. Auch der berühmte Süßwein der Gegend, der Sciacchetrà Cinque Terre wird aus diesen Rebsorten hergestellt. Einen Sciacchetrà zu kaufen gestaltet sich hierzulande gar nicht so einfach, da nur wenige Weinshops im Internet den Wein anbieten. Der verkostete 2005 Cinqueterre Sciacchetrà der Azienda Agricola Capellini, bei einer Weinauktion erworben, besteht größtenteils aus Trauben der Sorte Bosco sowie aus Vermentino und Albarola. Die im Guyot-System erzogenen Reben wachsen auf Böden mit überwiegend Sand, einem Drittel Schluff und etwas Ton, auf einem Untergrund von Meeresablagerungen und verschiedenen Sandsteinformationen. Die Reben finden sich verteilt auf mehr als 200 Mikroparzellen, – zwischen 150 bis 400 m über dem Meer gelegen.
Bei Capellini werden die, für den Sciacchetrà bestimmten Trauben bei der Weinlese zuerst ausgewählt und danach zwei Monate lang bis etwa Mitte November schonend im Schatten getrocknet. Nach dem Pressen gärt der Wein spontan und sehr langsam in Edelstahltanks, bis er nach etwa einem Jahr einen Alkoholgehalt erreicht, bei dem die Hefen den Wein nicht weiter vergären können.
Von der Kelterung und Trocknung des Weins soll sich auch der Name des Weins herleiten. Sciacca bedeutet im ligurischen Dialekt „zerdrücken“ und steht für das Pressen der Trauben, trai bedeutet „beiseite legen“ und soll das Legen der Trauben auf die Trockengestelle bezeichnen.
2005 Cinqueterre Sciacchetrà, Azienda Agricola Capellini (Verkostet)
Transparent braun mit aufgehelltem, zart olivfarbenen Rand. In der Nase Kräuterbonbon, dunkler Honig, Trockenfrüchte und balsamische Noten. Am Gaumen ein Reigen mediterraner Kräuter, umhüllt von dezentem Kandis, saftig mit schöner, gut austarierter Säure. Im sehr langen Abgang kräuterige und zitrische Noten und etwas weißer Pfeffer. Ausgezeichneter Wein.