Der Begriff feinherb wird meines Wissens nach ausschließlich in Deutschland verwendet und dabei auch oft in Zusammenhang mit Riesling. Gute trockene Rieslinge kann man durchaus für unter 10 Euro finden, auch im Weinfachhandel. Eine gute feinherbe Scheurebe des Weinguts Weltner zu diesem Preis hatte erst kürzlich ihren Auftritt hier im Blog.
Aufgrund dieser positiven Erfahrung orderte ich entschlossen drei feinherbe Rieslinge (verkostet), feinherb zumindest nach Angabe des Verkäufers – allesamt unter 10 €.
Alle drei Rieslinge von VDP-Weingütern, also nicht gerade unbekannten Herstellern. Aus dem Rheingau kamen der Riesling 2014 Finesse des Weinguts Künstler mit 12,5% Vol. Alkohol und der Steinberger Riesling 2013 feinherb des Staatsweinguts Kloster Eberbach, von der Mosel der Riesling 2014 des Sankt Urbans-Hof – beide mit je 10,5% Vol. Sozusagen als Referenz gesellte sich dazu ein trockener Riesling 2014 von Devon-Schiefer aus der Lage Trittenheimer Apotheke des Weinguts Loersch, der, im Falle, dass keiner der feinherben Rieslinge sich als geeignet erwiesen hätte, als Essensbegleiter vorgesehen war.
Riesling 2014 Devon-Schiefer Trittenheimer Apotheke, Weingut Loersch
Mittleres Strohgelb, sehr konzentriert und komplex finden sich im Bukett Brot- und hefige sowie kräuterige, florale, parfumartige Noten ergänzt von zarter Anklängen von Mandarine und von weißem Pfirsich. Dies ergänzen am Gaumen mineralische und Feuerstein-Noten sowie ein klarer, saftig-straffer Auftritt und eine präsente, aber nicht aufdringliche Säure. Langer Abgang, guter bis sehr guter Wein.
Der Riesling 2014 Finesse, Weingut Künstler sagte uns bei der ersten Verkostung gar nicht zu, da das dominierende Aroma Eisbonbon war und er zudem sehr unrund wirkte.
Einen Tag später präsentierte sich der Wein von einer wesentlich besseren Seite.
Von hellem Strohgelb, zeigte er zarte Aromen von Frucht, hauptsächlich Zitrus und leicht kräuterige Noten im Bukett, im Geschmack gesellten sich Aromen von Kiwi und etwas Ananas dazu. Frisch, mit ebensolcher Säure, wirkt nur leicht restsüß, mittellanger Abgang, gut für die Terrasse an heißen Sommerabenden.
Riesling 2014, Sankt Urbans-Hof
Helles grünliches Strohgelb, in der Nase grüner Apfel, leichte Aprikose, zarter Honig, mineralischer Anklang, saftig am Gaumen, sehr schönes Spiel von Süße und hoher, aber runder Säure. Apfel, Zitrus und mineralische Noten mit leichter Honigsüße hinterlegt setzen sich im fast langen Abgang fort, guter Wein.
Steinberger Riesling 2013 feinherb, Kloster Eberbach
Helles Strohgelb. Zurückhaltende Nase, Mandarine, leichte Orange und etwas pflanzliche Noten, im Geschmack dazu gelber Pfirisch. Orangige, hohe, aber sehr runde Säure, die einen Hauch mehr Süße stehen lässt, mittlerer bis langer Abgang, insbesondere die feinsaftigen Anteile wirken lange nach, guter Wein, der sich sehr gut als Begleiter von Melonensalat mit Garnelen und ebenso von Salade niçoise herausstellte (Rezepte unter Süßwein und Essen).
Fazit: Alle verkosteten Rieslinge waren qualitativ einwandfrei. Favorit war, vor allem wegen seiner guten Eignung als Essensbegleiter, der Steinberger Riesling des Weinguts Kloster Eberbach.