Wein kommt sicher in vielen Spielfilmen vor, aber außer Sideways, der Reise zweier Freunde im kalifornischen Weinland und Ein gutes Jahr, – in dem ein sehr profitorientierter Londoner Banker ein Weingut in der Provence erbt und dadurch nicht nur die provenzalische Lebensart, sondern auch die Liebe entdeckt -, drängen sich nur wenige weitere Filmszenen mit Weinbegleitung in meine Erinnerung.
Mit Wein, – genauer Holunderwein, angereichert mit Arsen, Strychnin und einer Prise Zyankali – erlösen zwei ältere Schwestern in Arsen und Spitzenhäubchen ebenso alte, alleinstehende Männer von ihrem einsamen Dasein.
Gott sei Dank tritt der Wein jedoch filmisch seltener als Mordutensil auf, sondern mehr als Begleiter zum Essen. Auch hier spielt er oft nur eine Nebenrolle, so wie in Howard Hawks Leoparden küsst man nicht, wenn Großwildjäger Major Applegate beim Dinner versucht, die Unterschiede im Schrei von Eule und Leopard zu demonstrieren und zwischendurch immer wieder zum Weinglas greift.
Und wo taucht Wein im Film sonst noch auf? Vermutungen sind immer vage, deswegen habe ich einige Filme, von denen ich annahm, dass Wein eine Rolle spielt, unter eben diesem Aspekt noch einmal angesehen.
Wein zum Essen sollte sich nach wie vor häufig im Film finden lassen, zumindest im Kino der Länder, in denen kulinarische Freuden von ausgesprochen großer Bedeutung sind, wie beispielsweise in Frankreich und Italien. Das zeigte sich beispielsweise in Die Dinge des Lebens von Claude Sautet beim Essen in einem Bistro oder wenn der Hauptdarsteller mit Namen Pierre vom Hochzeitsfest mit seiner Hélène träumt. Ebenso im italienischen Film Il Postino, wo Wein, landestypisch entsprechend, in einer Osteria, aber ebenso bei der Hochzeit des Postmanns Mario mit seiner Muse Beatrice getrunken wird. Auch im Kino anderer Länder sind Restaurantszenen mit Wein zu finden, beispielsweise im dänischen Film Italienisch für Anfänger. Natürlich auch im Kino Hollywoods: In After.Life und Frida aber auch, wie in Lasse Hallströms Chocolat, bei einem Strassenfest. (Überraschenderweise wurde in allen diesen Fällen Rotwein getrunken – vielleicht auch nur aus optischen Gründen.)
Wenn es hoch hergeht, wenn gefeiert wird, ist neben den Spirituosen fast immer Schaumwein, idealerweise Champagner, das Getränk der Wahl. So ist es in Fellinis La Dolce Vita oder in Bunuels Belle de Jour. Auch Bertolucci lässt seine Protagonisten, über Whisky und Champagner beim bürgerlichen Tango-Wettbewerb in Der letzte Tango in Paris, auf das Finale zu taumeln. Nur Weißwein hingegen, gibt es bei einer Ballnacht im Karneval in Andreas Dresens Film Halbe Treppe, der die Beziehungskrisen zweier Paare tragisch-komisch aufrollt.
In Halbe Treppe werden auch die Beziehungskrisen der beiden Paare von unterschiedlichen Getränken begleitet, jedoch nie von Wein. Dem Wein sind in diesem Film die mehr in sich gewandten Momente vorbehalten, so wenn Chris über das Leben nachdenkt und Beziehungen reflektiert.
Fazit: Wein hatte in den ausgewählten Filmen meist nur eine Nebenrolle, fast immer dann, wenn Essen, Feiern, Liebe oder Leidenschaft mitspielten. Hauptrollen sind eher selten.
Dieser Beitrag geht zurück auf das Thema der Weinrallye #83 „Wein in Film und Fernsehen“ des Monats Februar 2015 des Ausrichters edelste-weine.de.