Dem Verduzzo sagt man im Friaul nach, dass er zu den Zeiten der Lehenspacht von den Bauern getrunken wurde, während der Landadel den aristokratischen süßen Picolit trank. Auch heute ist der Picolit, der aus dem Collio orientale del Friuli stammt, außerhalb Friauls der Bekanntere der beiden. Der Verduzzo ist jedoch der typische Süßwein aus dem Friaul.
Er wird aus der Rebsorte Verduzzo Friulano als süßer (amabile oder dolce) DOC-Wein in den friulanischen Weinbaugebieten Collio orientale, Friuli Annia, Friuli Aquileia, Grave und Isonzo hergestellt – in Carso, Collio und Friuli Latisana gibt es den Verduzzo, zumindest als DOC-Wein nicht. Vom süßen Verduzzo gibt es meist auch eine Riserva, die mindestens zwei Jahre gelagert werden muss, bevor sie in den Handel kommt. Von der gleichen Rebsorte gibt es noch einen süßen DOCG-Wein, den Ramandolo. Dieser darf nur aus bestimmten Gebieten der Gemeinden von Nimis und Tarcento (Provinz Udine) stammen. Dort heißt diese Rebsorte Verduzzo giallo oder Verduzzo Ramondolo.
Auf der Suche nach einem Süßwein, der gut zu einem Zitronen-Ricotta-Mandel-Kuchen passt (Rezept), wurde ich im eigenen Weinkeller fündig.
Verduzzo 1999 Vigneto Ronc di Juri, Girolamo Dorigo (Verkostet)
Mittleres Bernstein. In der Nase dunkle Fassnoten, zarter Lebkuchen, nussig. Im Geschmack sehr dezente Süße, Zitrus, etwas Orangen- und Mandarinenschale, kräuteriges Heu, röstige Noten, Muskatnuss, Kardamom, Ingwer und dunkle Fassnoten, die im guten, leicht wärmenden Abgang persistieren. Sehr guter Wein.
Der Wein passte ganz ausgezeichnet zu dem Kuchen, wobei ich anfügen muss, dass auch ein Moscato d‘Asti gut damit harmoniert, wie wir beim nächsten Zitronen-Ricotta-Mandel-Kuchen eine Woche später feststellten.