„Evi und ich fahren in die Südsteiermark und wohnen bei Tauss“ eröffnete mir mein Freund Udo. Auch ich hatte schon im Weingut Tauss gewohnt und Wein dort gekauft – die letzte, erst vor kurzem geöffnete Flasche, des auf der Schale vergorenen roten Traminers 2006 war sensationell gut gewesen. Nur noch ein Süßwein schlummerte im Weinkeller, eine Trockenbeerenauslese vom Graubugunder Jahrgang 2002. Schon vor fast 10 Jahren, bei den fast obligatorischen jährlichen Kurzurlauben in der Südsteiermark, hatten sich die eher von sekundären Aromen geprägten Weine von Roland Tauss von den meist sehr fruchtbetonten Weinen der Südsteiermark abgehoben. Schon damals wurden auf 6 Hektar Opok, Kalkmergelböden mit wechselndem Lehm- und Sandanteilen, Sauvignon Blanc, Grauburgunder, Chardonnay, Welschriesling, Weißburgunder, Traminer und Blaufränkisch angebaut. Der damals schon biologisch arbeitende Betrieb ist seit dem Jahr 2010 von Demeter, als biodynamisch zertifiziert.
Geringer Ertrag, Spontangärung, biologischer Säureabbau, Holzfässer, Maische- und Hefekontakt, keine Zusätze außer minimaler Schwefelung und keine Filtration sind laut Webseite des Betriebs dabei Grundprinzipien.
Inwieweit die im Jahr 2002 stammende Trockenbeerenauslese bereits nach solchen Gesichtspunkten hergestellt wurde, ist uns auch nach deren Verkostung nicht klar. Wir meinten allerdings Aromen von Pflaumen zu schmecken, die schon etwas länger entsteint liegen und schon leicht braun anlaufen – möglicherweise ein Hinweis auf eine längere Maischestandzeit. Im Endeffekt egal, denn der Wein hat uns ausgezeichnet geschmeckt. Als einzigen süßen Wein bietet das Weingut Tauss derzeit einen Weißburgunder 2005 an.
Grauburgunder 2002 Trockenbeerenauslese, Weingut Tauss
Bernsteinfarben, Aprikosenkompott, zartes Karamell, Minze, würzige, muskatartige Noten, etwas Orange, Erdbeere und Pflaume, komplex, im Mund sehr schöne runde Süße, gepaart mit feiner, präsenter Säure, welche zusammen mit Aprikose und würzigen Noten sehr lang anhaltend im Abgang sind. Ausgezeichneter Wein.