Anders gefragt: Sind gereifte, also ältere Trockenbeerenauslesen besser als jene aus jüngeren Jahrgänge? Mehrere Gründe haben zu dieser Frage geführt, der wichtigste ist wohl, dass mir eher der Zuckergehalt von Auslesen optimal zu sein scheint. Ein anderer wichtiger Grund ist die Tatsache, dass mein Weinfreund Hans sehr viele Süßweine, darunter auch viele alte TBAs in seinem Weinkeller lagert, von denen ich immer wieder einmal einige genießen kann. So resultiert aus dieser Tatsache auch, dass sechs der acht bisher im Blog besprochenen TBAs 15 Jahre und älter waren. Fünf davon haben für mich die Kriterien für die Kategorie ausgezeichneter Wein erfüllt.
Zur Fragestellung geführt, hat letztendlich die heutige Verkostung der an diesem Wochenende geöffneten, ebenfalls ausgezeichneten Trockenbeerenauslese des Weinguts Weinrieder.
TBA 1995 Chardonnay Poysdorfer Hohenleiten, Weingut Weinrieder
Dunkel bernsteinfarben bis bräunlich. In der Nase dominieren Aprikosensirup und zarte Kräuternoten, etwas Botrytis. Im Mund getrocknete Aprikosen, exotische Frucht, etwas Karamell und getrockneter Apfel sowie einen Hauch sehr feiner und leicht medizinaler Kräuternoten. Sehr schöne Süße, die ausgezeichnet von der präsenten, aber reifen Säure balanciert ist. Sehr beschwingter Wein, keinesfalls üppig. Extrem langer, sehr schöner Abgang, getragen von der feinen Säure und den fruchtigen sowie den kräuterigen Noten. Ausgezeichnete, äußerst leichtfüßige Trockenbeerenauslese.
Alle bisher im Blog verkosteten, ausgezeichneten TBAs zeigten einen äußerst langen Abgang, waren sehr gut balanciert und stammten außerdem von bekannten guten Herstellern. Auch das im österreichischen Weinviertel in Poysdorf gelegene Weingut Weinrieder zählt zu den Betrieben, deren Weine, süß wie trocken, immer wieder hoch prämiert werden.
Die Frage, ob gereifte TBAs die besser Wahl sind, muss allerdings jeder für sich selbst beantworten. Am besten einfach mal eine gereifte TBA probieren und hier im Blog kommentieren.